Fachagentur Nachwachsende RohstoffeEin Projektträger des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft

 

Haushalt

Einst waren Produkte aus nachwachsenden Rohstoffen im täglichen Gebrauch so normal wie es Gegenstände aus Kunststoff heute sind. Bevor die Menschen Öl, Kohle, Erdgas und Uran entdeckt hatten, blieb ihnen gar nichts anderes übrig, als neben mineralischen Rohstoffen auch pflanzliche Erzeugnisse zur Deckung ihrer Bedürfnisse zu nutzen. Bauholz, Brennholz, Wolle, Faser- und Färberpflanzen für Textilien, Futtermittel für Zugtiere (die Biokraftstoffe von gestern), Arzneipflanzen – all das waren ganz alltägliche Produkte, die vom Acker und aus dem Forst kamen. Heute werden viele alte Anwendungen wieder entdeckt und weiter entwickelt. Vor allem aber entdeckt und erforscht man inzwischen dank moderner wissenschaftlicher Methoden ganz neue Einsatzmöglichkeiten für Biomasse.

Arzneipflanzen

Der feldmäßige Anbau von Arzneipflanzen stellt in Deutschland einen kleinen, aber durchaus interessanten Bereich der Landwirtschaft dar, da er eine hohe Wertschöpfung verspricht. Dennoch kommen nur einige der in Deutschland verwendeten Arzneipflanzen aus heimischem Anbau. Der Großteil wird nach wie vor importiert und stammt überwiegend aus Wildsammlungen. Ein Vertragsanbau für Arzneipflanzen könnte zur Sicherung des Angebots durchaus attraktiv sein.

Mehrere hundert Arzneipflanzen sind in Deutschland einheimisch, sie werden jedoch nur zum Teil kommerziell angebaut. Ein Bruchteil hiervon macht wiederum den Großteil des Anbaus für den Markt aus. Zu den mengenmäßig wichtigsten Pflanzen gehören Pfefferminze, Kamille, Fenchel, Baldrian, Zitronenmelisse, Mariendistel, Weißdorn, Brennnessel, Sonnenhut, Johanniskraut, Artischocke, Thymian und Spitzwegerich.

Wirkstoffe aus Pflanzen zur Behandlung verschiedener Krankheiten werden durch den Menschen bereits seit Tausenden von Jahren genutzt. Typisch ist die Verwendung verschiedener pflanzlicher Alkaloide, ätherischer Öle, Bitter- und Schleimstoffe.

Weitere Informationen finden sich unter https://pflanzen.fnr.de/industriepflanzen/arzneipflanzen/.

Kosmetika

Die Verwendung vieler pflanzlicher Inhaltsstoffe zu kosmetischen Zwecken geht auf ihre Wirkstoffkomplexe zurück. Daneben spielen aber auch Duft- und Aromastoffe eine wichtige Rolle. Zusätzlich werden aus Pflanzen gewonnene Hilfs- und Zuschlagstoffe wie Zucker, Stärke, Proteine oder Fette und Öle für Kosmetika genutzt.

Entscheidend für die Herstellung eines kosmetischen Produktes ist die Kombination der verschiedenen Wirk- und Zusatzstoffe, die ansonsten über die im jeweiligen Bereich üblichen Verfahren gewonnen werden. Tenside oder Emulgatoren auf pflanzlicher Basis verbessern die Aufnahme der Wirkstoffe aus Kosmetika in Cremes und anderen pflegenden Produkten.

Holzprodukte

Von dem jährlich in Deutschland verarbeiteten Holz geht etwa die Hälfte in die holzverarbeitende, der andere Teil in die Papier- und Zellstoffindustrie.

Zur holzverarbeitenden Industrie gehören die Sägewerke und die Holzwerkstoffindustrie, die Spanplatten, MDF- und OSB-Platten herstellt. Bei der Holznutzung liegt der Bausektor mit deutlichem Abstand vor der Möbelfertigung und sonstigen Verwendungsbereichen.

Der Anteil von Holzhäusern lag 2010 bei 15,5 Prozent aller genehmigten Wohngebäude in Deutschland. Die Verwendung von Naturdämmstoffen liegt hierzulande noch im einstelligen prozentualen Bereich, Holz- und Cellulosedämmstoffe dominieren klar.

Weitere Informationen finden Sie im Themenweb baustoffe.fnr.de der FNR

Wasch- und Reinigungsmittel

Von den pflanzlichen Ölen und Fetten, die die deutsche Industrie benötigt, werden rund ein Viertel zu Wasch- und Reinigungsmitteln verarbeitet. Als Rohstoff dient überwiegend Kokos- und Palmkernöl. Tenside werden mittlerweile aber auch aus Zuckern hergestellt.

Wasch- und Reinigungsmittel auf Basis nachwachsender Rohstoffe bauen sich im Abwasser nicht nur schnell vollständig ab, sondern sind außerdem sehr hautverträglich. Sie sind in Wasch- und Spülmitteln, Allzweckreinigern, auch Shampoos und Duschbädern und vor allem in flüssigen Feinwasch- und Handgeschirrspülmitteln sowie Kosmetika enthalten.

Textilien

Die am meisten genutzte pflanzliche Faser für Textilien ist Baumwolle. Weitere Fasern aus der Natur stammen u.a. von Jute, Flachs, Kokos und Sisal.

Unter Chemiefasern (auch Kunstfasern genannt) versteht man synthetische, also durch chemische Modifikation hergestellte Fasern: Sie werden entweder aus nachwachsenden Rohstoffen oder Erdölprodukten erzeugt. Die Chemiefasern aus nachwachsenden Rohstoffen werden in der Regel aus gebleichter Cellulose hergestellt, die meist aus Holz, seltener aus Baumwolle stammt, man nennt sie deshalb auch cellulosische Chemiefaser oder Regenerat-Cellulose. Dazu zählen Viskose, Acetat, Cupro, Modal, Lyocell und Cellulon. Viskose (auch Kunstseide genannt) ist die älteste vom Menschen im industriellen Maßstab hergestellte Faser.

Biokunststoffe

Relevanz haben Biokunststoffe heute vor allem im Verpackungsbereich, so werden zum Beispiel Verpackungschips häufig aus Stärke hergestellt. Weitere schon heute verfügbare Produkte aus Biokunststoffen sind Einweggeschirr und Blumentöpfe oder Bioplastik-Müllbeutel für die Sammlung von Biomüll. Dank ihrer Kompostierbarkeit können diese Biomüllbeutel zusammen mit dem Inhalt in der Biotonne entsorgt werden – eine besonders praktische Lösung.

Weitere Informationen finden Sie im Themenweb biowerkstoffe.fnr.de der FNR

Papier und Pappe, Chemiezellstoff

Der weit überwiegende Teil des jährlich verbrauchten, aus Holz gewonnenen Zellstoffs fließt in Deutschland in die Papier- und Pappeerzeugung. Der Rest wird in der chemischen Industrie unter anderem als Celluloseester, Celluloseether und als Regeneratcellulose (Viskose) verwendet.

Celluloseester findet sich in Zigarettenfiltern, Textilien, Thermoplasten, Explosivstoffen und Lacken. Celluloseether dient als Hilfsmittel für die Waschmittel-, Kosmetik-, oder Textilindustrie. Mit Regeneraten aus Zellstoff werden technische und textile Fasern, Folien und Filme gefertigt.

Farben und Lacke

Naturfarbstoffe sind heute zwar fast vollständig durch synthetische Farbstoffe verdrängt, in einigen Nischenanwendungen haben sie jedoch nach wie vor Bedeutung. Dazu zählen Lebensmittelfarben, Kosmetika, Künstlerfarben, Pharmazeutika, Natur-Anstrichfarben und die Papierfärbung. Seit den 80er Jahren erlebt auch das pflanzliche Färben von Naturtextilien eine Renaissance.

Dabei hat das Färben mit Naturfarben eine lange Tradition mit Beginn in der Steinzeit. Der Höhepunkt wurde im 19. Jahrhundert erreicht, als man in Europa mehr als 30 verschiedene Färberpflanzen verwendete, viele davon aus Importen. In Deutschland baute man im großen Stil die heute weitgehend unbekannten Kulturen Krapp (rot), Färberwau (gelb) und Färberwaid (blau) sowie die – etwas bekanntere – Schwarze Malve (schwarz-violett) und Pfingstrose (violett) an.

Für die Herstellung von Anstrich- und Druckfarben ist der Öllein nach wie vor die bedeutendste Pflanze. Als so genanntes selbst trocknendes Öl ist er für die Herstellung von Farben prädestiniert.

Weitere Informationen finden sich auch in der Broschüre Färbepflanzen.