Fachagentur Nachwachsende RohstoffeEin Projektträger des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft

 

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Widerstandskraft von Trauben- und Stieleichenbeständen testen und erhöhen

Gezielter Einsatz natürlicher Gegenspieler bei Massenbefall von Fraßinsekten heimischer Eichenarten

Ein aktuelles Forschungsprojekt will Raubparasiten zur biologischen Bekämpfung nutzen, um die Gefahr des Eichensterbens zu mindern. Gleichzeitig soll aufgezeigt werden, inwieweit sich Trauben- und Stieleichen in ihrer Mortalität unterscheiden.

Wenn die Eichenfraßgesellschaft aus Eichenwickler, Kleiner und Großer Frostspanner und Co über unsere beiden heimischen Eichenarten herfällt, setzt das den Bäumen sehr zu. Hat Trockenheit, Spätfrost oder Mehltau die Bäume bereits geschwächt, kann das ihren Tod bedeuten.

Der Landesbetrieb Wald und Holz NRW untersucht nun in einem Forschungsprojekt, wie sich die Resilienz von Trauben- / Stieleichenbeständen beim Auftreten der durch Frostspanner dominierten Eichenfraßgesellschaft durch natürliche Gegenspieler stärken lässt. Das jetzt gestartete Projekt wird vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) über die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR) gefördert.

Biologischer Waldschutz mit Raubparasiten

Wie wirkt sich das Vorhandensein oder das gezielte Ausbringen von Raubparasiten – sogenannter Parasitoide – auf das Überleben der Bäume aus? Das wollen Forscher um Dr. Mathias Niesar, Leiter des Teams Wald- und Klimaschutz am Zentrum Wald und Holzwirtschaft NRW, herausfinden.

Dazu testet das Team im Forschungszeitraum – das Projekt läuft bis Dezember 2022 – die Wirkung verschiedener Parasitoide. Lässt sich mit dem gezielten Ausbringen etwa von Schlupfwespenarten der Fraßdruck auf die Eichen entscheidend mindern?

Je stärker die Gegenspieler, desto schwächer die Kalamität

Doch nicht alle Raubparasiten eignen sich zur Vermehrung. Diese Aufgabenstellung wird an der Universität für Bodenkultur Wien (Boku) geklärt, Vertragspartner beim Forschungsprojekt. Dort untersuchen Wissenschaftler die Zuchttauglichkeit von bestimmten Raubparasiten des Kleinen und Großen Frostspanners und des Eichenwicklers und erstellen ein Zuchtprogramm. Am Ende der Projektlaufzeit sollen Aussetzungsversuche mit in den Untersuchungsgebieten vorgefundenen Raubparasiten zeigen, wie sich das auf die Parasitierungsrate auswirkt: Je stärker die Gegenspieler, je höher die Parasitierungsrate, desto schwächer die Kalamität.

Die Forscher von Wald und Holz NRW wollen zudem an 60 verschiedenen Standorten testen, inwieweit sich eine lokal festgestellte höhere Mortalität bei Stieleichen gegenüber Traubeneichen auch im gesamten Untersuchungsgebiet beobachten lässt. Ist dieses Phänomen Standortsbedingt oder hängt es gar mit der Baumart zusammen?

Die Ergebnisse des gesamten Forschungsprojektes versprechen interessant zu werden, denn sie sollen für Waldbesitzer ein nützliches Werkzeug des präventiven Forstschutzes ergeben. Die Erkenntnisse sollen auch in bestehende Monitoringverfahren für Eichenbestände einfließen und Handlungsempfehlungen zur Sicherung der nachhaltigen Produktion von Eichenholz bieten.

Ansprechpartner: (Projektverantwortlicher)
Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V.
Sebastian Kinowski
Tel.: +49 3843 6930-332
E-Mail: s.kinowski(bei)fnr.de

Pressekontakt:
Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V.
Jürgen Heup
Tel.: +49 3843 6930-315
Mail: j.heup(bei)kiwuh.fnr.de

News 2020-25

Namensgebende blühende Krautschicht: Einer der Versuchsbestände im Forschungsprojekt zur Untersuchung der Resilienz von Eichen ist ein so genannter Sternmieren-Eichen-Hainbuchenwald. Quelle: Bernhard Tapken

Namensgebende blühende Krautschicht: Einer der Versuchsbestände im Forschungsprojekt zur Untersuchung der Resilienz von Eichen ist ein so genannter Sternmieren-Eichen-Hainbuchenwald. Quelle: Bernhard Tapken

Mit einer Armbrust schießen Forscher ein Seil in die Kronen der Alteichen und schütteln die „Fraßgesellschaft“ herunter. Die herabgefallenen Larven werden eingesammelt und auf Parasitierung untersucht. Quelle: Bernhard Tapken

Mit einer Armbrust schießen Forscher ein Seil in die Kronen der Alteichen und schütteln die „Fraßgesellschaft“ herunter. Die herabgefallenen Larven werden eingesammelt und auf Parasitierung untersucht. Quelle: Bernhard Tapken

Nach der Fraßperiode gegen Mitte/Ende Mai lassen sich die Frostspanner an einem Spinnfaden zum Boden herab und verpuppen sich dort – oder werden zu Forschungszwecken in Auffangbehältnissen gesammelt. Quelle: Bernhard Tapken

Nach der Fraßperiode gegen Mitte/Ende Mai lassen sich die Frostspanner an einem Spinnfaden zum Boden herab und verpuppen sich dort – oder werden zu Forschungszwecken in Auffangbehältnissen gesammelt. Quelle: Bernhard Tapken

Eichenwicklerlarven verpuppen sich in Blattwickeln, wo sie zu Schmetterlingen heranreifen. Diese Blattwickel werden eingesammelt, um die in diesem Stadium auftretenden Parasitoide zu finden. Quelle: Bernhard Tapken

Eichenwicklerlarven verpuppen sich in Blattwickeln, wo sie zu Schmetterlingen heranreifen. Diese Blattwickel werden eingesammelt, um die in diesem Stadium auftretenden Parasitoide zu finden. Quelle: Bernhard Tapken

Aus Blattwickeln geschlüpfte Eichenwickler. Die Ausbreitung dieses Kleinschmetterlings wird durch die Klimaerwärmung begünstigt. Quelle: Bernhard Tapken

Aus Blattwickeln geschlüpfte Eichenwickler. Die Ausbreitung dieses Kleinschmetterlings wird durch die Klimaerwärmung begünstigt. Quelle: Bernhard Tapken