Fachagentur Nachwachsende RohstoffeEin Projektträger des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft

 

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Liebe Leserinnen und Leser,

seit rund zwei Jahren unterstützen wir das BMEL bei Maßnahmen zur Torfminderung. Die Bundesregierung hat bereits im Klimaschutzplan 2050 und im Klimaschutzprogramm 2030 Ziele zu Moorbodenschutz und Torfminderung benannt. Mit der im Juli dieses Jahres veröffentlichten Torfminderungsstrategie „Torffrei gärtnern, Klima schützen!“ schreibt das BMEL diese Ziele fort und formuliert Instrumente und Maßnahmen zur Umsetzung. Angestrebt wird, den Einsatz von Torf soweit wie möglich zu verringern und, wenn möglich, sogar komplett darauf zu verzichten. Letzteres erscheint vor allem im Bereich der Hobbyerden machbar, die schon bis 2026 torffrei sein sollen. Im Erwerbsgartenbau braucht der Torfausstieg etwas mehr Zeit: Hier zielt die Strategie auf einen „weitgehenden Torfersatz“ bis zum Jahr 2030. 

Moorböden speichern global mehr CO2 als die oberirdische Biomasse sämtlicher Wälder. Der darin enthaltene Torf besteht zu mehr als der Hälfte aus Kohlenstoff, der größtenteils bei Torfabbau und -nutzung in Form von CO2-Emissionen freigesetzt wird.  In Deutschland waren die landwirtschaftlich genutzten, trockengelegten Moorböden im Jahr 2020 für 42,2 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente verantwortlich, was einem Anteil von ca. sechs Prozent der deutschen THG-Emissionen entspricht. Der Torfabbau sorgte im gleichen Jahr für 2,2 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente.

Mit den von Hobbygärtnern verwendeten Blumenerden können nach Schätzungen des Thünen-Instituts zusätzlich mindestens rund 400.000 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart werden, sofern die Torfanteile konsequent ersetzt werden. Auch wenn der Gartenbau bezüglich der THG-Emissionen eine deutlich kleinere Rolle spielt als die landwirtschaftliche Nutzung von Moorböden, so kann er doch einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten - der zudem verspricht, schneller und einfacher umsetzbar zu sein als die Wiedervernässung von Moorböden, die heute als intensiv bewirtschaftete Äcker oder Grünlandflächen dienen.

Verschiedene alternative Substratausgangsstoffe wie Holzfasern und Grüngutkompost ersetzen Torf bei der gärtnerischen Nutzung bereits erfolgreich, weitere Ersatzstoffe befinden sich noch in der Erforschung. Schon jetzt bewähren sich Torfersatzstoffe vor allem in Hobbyerden - das BMEL listet über 270 torffreie Erden auf www.torffrei.info - aber auch in vielen Gartenbaubetrieben. Mit entsprechenden Selbstverpflichtungserklärungen signalisiert die Branche sehr deutlich, dass sie diesen Weg engagiert und partnerschaftlich mitgeht. Zudem zeigen eine Reihe an Forschungs-, Modell- und Demonstrationsvorhaben hoffnungsvolle Wege für die Torfreduktion in Gärtnereien auf.

Dennoch bleibt für eine weitgehende Reduktion noch viel zu tun. Herausforderungen bestehen zum einen in der alltäglichen Praxis z. B. bei der individuellen Anpassung von Bewässerungs- und Düngeregimen für eine Vielzahl an Kulturen, ohne dabei deren Wirtschaftlichkeit zu gefährden. Zum anderen verbinden sich Fragezeichen mit der Verfügbarkeit von Torfersatzstoffen. Erdenherstellern und Pflanzenproduzenten befürchten, dass es bei Holzfaser & Co. zu Nutzungskonkurrenzen und in der Folge zu Preissteigerungen kommt und dass die Qualitäten nicht immer ausreichen. Bei einigen Torfersatzstoffen spielen auch soziale Fragen eine Rolle, etwa bei den Kokosprodukten, die aus Asien und Lateinamerika importiert werden. Ein wichtiges, vom BMEL gefördertes Vorhaben dient in diesem Kontext der Entwicklung eines Zertifizierungssystems. Dieses soll ab ca. 2026 zur Verfügung stehen, um die Nachhaltigkeit von Torfersatzstoffen überprüfen und belegen zu können.

Insgesamt fördert das BMEL aktuell bereits über 40 Vorhaben mit mehr als 20 Mio. Euro im Themenfeld Moorbodenschutz und Torfminderung. Dieser Förderbereich dürfte im Zuge der Umsetzung der Torfminderungsstrategie noch an Volumen zunehmen. Konkret nennt die Strategie sieben Bereiche, in denen Maßnahmen erfolgen sollen. Die FNR unterstützt das BMEL vor allem bei Forschungs-, Modell- und Demonstrationsvorhaben sowie bei der Fachinformation und Verbraucherkommunikation unterstützen. In diesem Zuge haben wir gemeinsam mit dem BMEL unter dem Motto „Weniger Torf, Moor Schutz!“ schon jetzt umfangreiche Aktivitäten angeschoben, darunter Anzeigen, Plakatierungen, Social-Media-Aktivitäten und Bloggerkooperationen sowie einen bundesweiten Schulwettbewerb „Torffrei Gärtnern“.

Natürlich darf die Torfminderung kein allein nationales Thema bleiben. Für wirksamen Klimaschutz müssen wir in Europa gemeinsam handeln. Auf wissenschaftlicher Ebene bieten wir hierfür am 22. November mit dem Workshop „Off the peat path“ eine Plattform – Forschende aus Belgien, Deutschland, Großbritannien, Irland, den Niederlanden, Norwegen, Österreich und der Schweiz tauschen sich zum aktuellen Stand der Torfminderung aus. Lesen Sie auch dazu einen Beitrag in diesem Infobrief.

Ihr

Unterschrift Dr. Schütte

Dr.-Ing. Andreas Schütte

Dr.-Ing. Andreas Schütte