Fachagentur Nachwachsende RohstoffeEin Projektträger des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft

 

Projekte

Liebe Leserinnen und Leser,

in diesem Monat feiert die FNR ihren dritten runden Geburtstag: Seit 1993, also nunmehr drei Jahrzehnten, sind wir im Einsatz für nachwachsende Rohstoffe und Nachhaltigkeit.

Am 25. Oktober 1993 als Projektträger des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) gegründet, beschäftigte sich die Fachagentur anfangs ausschließlich mit nachwachsenden Rohstoffen, vor allem solchen aus der Landwirtschaft, und deren Nutzung. In den 1990er Jahren gab es noch die heute kaum mehr vorstellbaren agrarischen Überproduktionen und die obligatorischen Flächenstilllegungen. Nachwachsende Rohstoffe galten als Hoffnungsträger, Einkommensalternativen zu entwickeln. Dies gelang: Die Anbauzahlen, vor allem für die Energieerzeugung, stiegen zunächst kontinuierlich und die vor- und nachgelagerten Wertschöpfungsketten entwickelten sich sehr dynamisch. Viele der über 6.000 Forschungsprojekte, die die FNR vorrangig im Auftrag des BMEL inzwischen begleitet hat, trugen dazu bei und brachten Themen wie Wärme aus Biomasse, die energetische Nutzung von Biogas, aber auch Biokraftstoffe, Biotenside, biobasierte Werk- und Schmierstoffe und viele andere mehr voran.

Heute werden landwirtschaftliche Flächen zunehmend begehrter. Eine weitere Steigerung des Energiepflanzenanbaus ist deshalb aktuell weder politisch akzeptiert noch zwingend notwendig, steckt doch allein in Effizienzmaßnahmen entlang der Energieerzeugungs- und –verwertungsketten zunächst noch recht viel Potenzial. Wir plädieren jedoch zumindest für den Erhalt des Status Quo, da u. a. mit der Biogaserzeugung ein wichtiger Pfeiler der Energiewende zum Großteil von Energiepflanzen abhängt.

Veränderte Rahmenbedingungen in der Landwirtschaft und Gesellschaft haben auch zur Verlagerung und Erweiterung unseres Themenspektrums geführt. Für die energetische Nutzung steht aktuell die Erschließung von Reststoffpotenzialen, insbesondere bei Wirtschaftsdüngern, im Fokus. Daneben haben Wald und Holz stark an Bedeutung gewonnen. Aktuelle Bemühungen richten sich darauf, Holz noch stärker im Sinne des Klimaschutzes vor allem stofflich zu nutzen. Ein Meilenstein in diesem Kontext ist die in diesem Jahr verabschiedete Holzbauinitiative von BMEL und Wohnungsbauministerium, an deren Umsetzung auch die FNR im Rahmen der Charta für Holz 2.0 mitwirkt.

Daneben steht der Wald selbst zunehmend im Fokus unserer Arbeit und dies nicht nur unter dem Aspekt der Holzproduktion. Es geht um Wälder als Kohlenstoffsenke, die Klimaanpassung der Wälder und den Waldumbau, um Waldnaturschutz, den Erhalt gefährdeter Baumarten bis hin zur Umweltbildung und Freizeit im Wald. Und nicht zuletzt unterstützen wir die Waldbesitzenden beim Waldumbau im Auftrag des BMEL mit direkter Förderung.

Neu hinzugekommen auf unserer Agenda sind schließlich die Themen Torfminderung, Moorbodenschutz und Paludikulturen.

Eine inhaltliche Klammer um alle unsere Aktivitäten bildet das Konzept der Nachhaltigkeit, und dies quasi vom ersten Förderprojekt an, denn: Biomasse ist klimafreundlich und geht häufig mit weiteren Umweltvorteilen einher. Zudem war von vornherein auch die soziale Dimension der Nachhaltigkeit über die Stärkung des ländlichen Raums abgedeckt. Heute ist der Erhalt und die zukunftsfähige Nutzung von Wald, Acker oder Grünland wichtiger denn je und steht noch stärker unter der Prämisse des Klimaschutzes. Ökosysteme wie Moore und Wälder sind besonders große Kohlenstoffsenken. Diese wiederherzustellen, weiterzuentwickeln und anzupassen, ohne jedoch ihre Nutzung auszuschließen, ist für uns die folgerichtige Fortschreibung des Konzeptes Nachhaltigkeit. Die häufig etwas weniger beachteten sozialen und ökonomischen Nachhaltigkeits-Aspekte bleiben essentiell, deshalb unterstützen wir die Entwicklung funktionierender Torfersatzstoffe für die Gartenbaubranche, wollen der Landwirtschaft Verwertungsoptionen für wiedervernässte Moorböden anbieten und die Situation der Waldbesitzenden im Blick behalten. Auch die Bereitstellung von biobasierten Energieträgern, u. a. auch zur Gewinnung von Prozesswärme, oder von biobasierten Rohstoffen für die chemische Industrie bleiben wichtig. Gerade vor dem Hintergrund der derzeit anfälligen globalen Lieferketten und teurer Energie- und Rohstoffpreise sind heimische Ressourcen wertvoll.

Biomasse als alternativer Rohstoff trägt zur Sicherung des Wirtschaftsstandortes Deutschland und damit letztlich zu einer ökonomisch und sozial starken, stabilen Gesellschaft bei. Nur eine solche wird die Energiewende und den Umbau zur Bioökonomie bewältigen können. Klima- und Naturschutz einerseits und ökonomische und soziale Beständigkeit andererseits bedingen sich gegenseitig.

Für mich, der ich die FNR seit der ersten Stunde persönlich begleite, ist besonders wichtig, dass wir offen für neue Herausforderungen bleiben und uns stetig weiterentwickeln. An dieser Stelle möchte ich mich auch bei Ihnen als Interessierte an unserer Arbeit und Weggefährten bedanken. Bitte schauen Sie auch auf unserer Jubiläumsseite fnr.de/30jahre vorbei. Dort stellen wir den Sitz der FNR in Gülzow und uns als nachhaltig und regional engagierten Arbeitgeber vor.

Ihr

Dr.-Ing. Andreas Schütte

Dr.-Ing. Andreas Schütte